Mittwoch, 19. September 2018, 18:00

Vortrag von Prof. Dr. Francis Harvey, Abteilungsleiter am Leibniz Institut für Länderkunde, Leipzig, und Professor für Visuelle Kommunikation in der Geographie, Universität Leipzig.

Veranstaltungsort
Ingeborg-Drewitz-Bibliothek Steglitz (im Einkaufszentrum „Das Schloss“, 3. OG) Grunewaldstr. 3, 12165 Berlin

In einzigartiger Weise verbindet die Kartographie Wissenschaft, Praxis und Kunst zur Herstellung von Karten. Zur Informationsübertragung nutzen Karten, wie jedes Bild, die menschliche Fähigkeit, den Großteil aller Informationen visuell wahrzunehmen. Uns Kartennutzern ist aufgegeben, die dargebotene Kartengrafik zu enträtseln. Dabei unterbleibt oft eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt: Karten werden als „objektives“ Abbild der Wirklichkeit akzeptiert. Dieser Vorstellung widerspricht der bekannte Kartograph Mark Monmonier. Er befindet: „Alle Karten lügen“. Andere Kartographen plädieren für eine angemessene kritische Distanz. Tatsächlich vermischen sich in der Karte Wahrheit und Subjektivität. Es fällt deshalb schwer, die Suggestion einer geovisuellen Abbildung von der Wahrnehmung der geographischen Fakten zu unterscheiden. Ein kritischer Blick auf den interessengeleiteten Schaffungsprozess von Karten kann helfen, die geovisuelle Manipulation von Wahrnehmung, Verhaltensweisen und Einstellungen zu verstehen. In einer Welt, in der Tatsachen und das Streben nach Wahrheit zunehmend ignoriert werden, scheint es lohnend, die Mechanismen der geovisuellen Kommunikation aufzuarbeiten. Die Kartographie mag zwar, wie Lügen, kurze Beine haben, ihre weitreichende Wirkung bleibt aber beeindruckend. 

 

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